Schweizer Onlinehandel unter Druck – Schluss mit der Bevorzugung von Temu und Co.!

Wie die Quartalsauswertung der SWISS RETAIL FEDERATION zu den Debit- und Kreditkartentransaktionen zeigt, nimmt der Druck auf den Schweizer Onlinehandel weiter zu: Gegenüber dem Vorjahresquartal zeichnet sich ein nominaler Umsatzrückgang von gegen 3 Prozent ab! Hauptverantwortlich dürfte der Markteintritt des chinesischen Online-Marktplatzes Temu sein, der – von der schweizerischen Gesetzgebung unbehelligt – den hiesigen Markt mit Billigwaren überflutet, die häufig Vorgaben zur Produktsicherheit nicht erfüllen. Die SWISS RETAIL FEDERATION fordert, dass der Bund endlich gleich lange Spiesse für alle Marktteilnehmer schafft.

Mit gigantischen Marketing-Kampagnen und Dumpingpreisen hat sich der chinesische Online-Marktplatz Temu innert weniger Monate in der Schweiz breit gemacht. Weniger gigantisch ist hingegen die Sicherstellung der hiesigen Produktesicherheitsstandards. «Faktisch besteht eine klare Ungleichbehandlung, da ausländische Anbieter, die direkt an die Kundschaft liefern, nicht der schweizerischen Gesetzgebung unterliegen und folglich – im Gegensatz zu den inländischen Händlern – nicht von den Schweizer Behörden kontrolliert werden. Das ist stossend und diese Lücke gilt es zu schliessen», moniert Dagmar Jenni, Direktorin der SWISS RETAIL FEDERATION.

Ungleich lange Spiesse belasten den Schweizer Onlinehandel

Dass Temu und Co. durch diese Gesetzes- und Vollzugslücke von einem erheblichen Marktvorteil profitieren, zeigen auch aktuelle Zahlen der SWISS RETAIL FEDERATION. Die definitiven Umsatzzahlen für das erste Quartal 2024 liegen zwar noch nicht vor. Die Auswertung der Debit- und Kreditkartentransaktionen für die ersten drei Monate dieses Jahres verdeutlichen jedoch, dass sich der bereits im zweiten Halbjahr 2023 abnehmende Trend im Schweizer Onlinehandel weiter verschlechtert. Fürs erste Quartal 2024 ist gegenüber dem Vorjahresquartal mit einem nominalen Umsatzrückgang von gegen 3 Prozent zu rechnen. Besonders unter Druck stehen die Segmente Multimedia/Elektrogeräte, Medien, Bürowaren, Do it yourself sowie Uhren und Schmuck.

Stationärer Handel insgesamt erstaunlich robust

Dass der Boom der ausländischen Online-Marktplätze in erster Linie den hiesigen Onlinehandel konkurrenziert, jedoch weniger den stationären Handel im Ladengeschäft, legen auch die aktuellen Zahlen zu den Debit- und Kreditkartentransaktionen nahe. Fürs erste Quartal 2024 zeichnet sich im stationären Handel gegenüber dem Vorjahresquartal ein nominales Umsatzwachstum von über 4 Prozent ab. Es gilt festzuhalten, dass dieses Wachstum in erster Linie durch den Food-Sektor gestützt wird. «Allerdings ist auch klar, dass der stationäre Handel aufgrund von Faktoren wie örtliche Nähe, persönliche Beratung oder Verkaufserlebnis wohl weniger preissensitive Kundschaft als im Online-Handel anspricht», so Dagmar Jenni. Es zeigt auch, dass die Differenzierung rein über den Preis im internationalen Handel für Schweizer Anbieter aufgrund des hohen Kostenniveaus nicht immer ein guter Ratgeber ist.

Der Bundesrat ist gefordert, rasch zu handeln

Zurzeit sind zum Thema Temu und Co. gleich zwei Interpellationen hängig. Zum einen fragt die Zürcher GLP-Ständerätin Tiana Moser den Bundesrat, was der Bundesrat zu unternehmen gedenke, um die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Produktesicherheit auch gegenüber ausländischen Online-Marktplätzen durchzusetzen. Und der Walliser Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit will wissen, wie der Bundesrat die Tatsache beurteile, dass asiatische Onlineshops fehlerhafte und gesundheitsgefährdende Konsumgüter in die Schweiz importieren. Die SWISS RETAIL FEDERATION erwartet eine zügige Beantwortung durch den Bundesrat und einen Massnahmenkatalog, mit dem nicht nur sichergestellt wird, dass Temu und Co. dieselben gesetzlichen Vorgaben wie Schweizer Händler einhalten müssen, namentlich im Bereich der Produktesicherheit, sondern insbesondere auch, dass diese Regeln in gleichem Masse vollzogen werden.


Über SWISS RETAIL FEDERATION
Die SWISS RETAIL FEDERATION vertritt den schweizerischen Detailhandel ohne die Grossverteiler. Sie repräsentiert 1600 Detailhandelsunternehmen mit 6500 Standorten in der Schweiz. Ihre Mitglieder generieren einen Umsatz von 25 Mia. Franken und beschäftigen rund 60’000 Personen.