Ein erneuter Lockdown bricht dem mittelständischen Detailhandel das Genick – unabhängig von der Dauer der Massnahme

Die Swiss Retail Federation, der grösste Detailhandelsverband in der Schweiz, begrüsst jegliche Anstrengungen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und zur Eindämmung von Covid-19. Die Diskussion über einen allfälligen «Circuit Breaker» verfolgen wir mit grosser Sorge. Ein erneuter Lockdown, gleich welcher Dauer, hätte für die Branche und ihre Mitarbeiter katastrophale Folgen. Die Erholung vom ersten Lockdown würde abrupt gestoppt und die negativen Langzeitfolgen multipliziert.

Allgemeine Massnahmen verstärken und Lockdown im Detailhandel vermeiden

Die Swiss Retail Federation ruft den Bundesrat weiterhin dazu auf, Massnahmen zur Eindämmung von Covid-19 verhältnismässig und mit Augenmass zu verordnen und auf massive Eingriffe in die Wirtschaftstätigkeit, wie beispielsweise einem Lockdown, zu verzichten. Gleiches gilt für ein Bündel von Massnahmen, dass letztlich einem «de facto Lockdown» gleichkäme. Ein noch so kurzer Lockdown hätte massive negative Folgen für die im Non-Food Detailhandel tätigen Unternehmen und würde zu Umsatzverlusten in Millionenhöhe führen.

Der Detailhandel hat seit dem Frühling gut greifende und eingespielte Schutzkonzepte und hat sich nie als Ansteckungsherd erwiesen.  Zusätzlich zeigt sich, dass das Tragen der Masken mittlerweile von den Kunden akzeptiert wird. Die Schutzkonzepte werden von den Detailhändlern strikt umgesetzt. Es gibt keinen Grund, den Detailhandel von einem temporären Lockdown zu erfassen, zumal der Initialaufwand eines Circuit Breakers unverhältnismässig hoch wäre.

Wir regen hingegen an, dass das Contact-Tracing weiter ausgebaut wird und die strikte Einhaltung der bereits etablierten Schutzkonzepte mit den Abstands- und Hygieneregeln deutlich stärker propagiert werden. Eine Verhaltensänderung der Bevölkerung flankiert durch Massnahmen wie Home-Office und Versammlungsgrössenbeschränkungen wird dabei helfen, die Verbreitung des Covid-19 Virus zu dämmen. Damit wird eine gewisse Wirtschaftsverträglichkeit gewährleistet und die Arbeitsplätze werden nicht über Gebühr gefährdet. So haben die Unternehmen eine valide Chance zu überleben.

Wöchentliche Millionenverluste bei Schliessung von Geschäften
Die kommenden Wochen – insbesondere die letzten 6 Wochen im Jahr – stellen den Hauptumsatztreiber im Detailhandel dar. Teile der Branche erzielen in dieser Zeit bis zu 50% ihres Jahresumsatzes. Ein verordneter oder de facto Lockdown in den letzten sechs Wochen des Jahres hätte nicht nur massive, sondern geradezu fatale Folgen für den Non-Food Detailhandel. Entlassungen und Konkurse wären die direkte Folge für unsere Branche, dem grössten Arbeitgeber (310’000 Stellen) in der Schweiz. Letzten Schätzungen zufolge betragen die erwarteten Umsatzverluste schon bei einem einwöchigen Lockdown gut 800 Mio. Franken. Je näher ein Lockdown Weihnachten fallen würde, umso deutlich höher wären die Ausfälle.

Aber auch im Geschäftsalltag während eines Lockdowns zeigen sich erhebliche Mehraufwände für die Unternehmen: Viele Händler mit einem online Kanal würden bei einem abrupten Lockdown mit Online-Bestellungen überschwemmt werden. Logistische Engpässe und Lieferverzögerungen sowie die Bereitstellung neuer (Zwischen-)Warenlager wären u.a. die Folgen. Zwischenlager des stationären Detailhandels müssten anschliessend mit satten Rabatten verkauft werden, aber an den Fixkosten bleibt man kleben. So entsteht eine mehrfache finanzielle Zusatzbelastung für die bereits unter Druck stehenden Unternehmen.

Verunsicherung bei Mitarbeitenden – Unweigerliche Betriebsschliessungen und Entlassungen bei neuerlichem Lockdown

Ein neuerlicher Lockdown würde unweigerlich dazu führen, dass die betroffenen Unternehmen den Grossteil ihrer Mitarbeitenden wieder in Kurzarbeit schicken müssten und einen Teil gar entlassen. Viele Unternehmen beziehungsweise deren Filialen, die sich aufgrund der noch immer tiefen Kundenfrequenzen und Umsätze bereits jetzt in einer geschäftsbedrohenden Lage befinden, müssten dauerhaft schliessen. Die Angst um den Arbeitsplatz wird für Mitarbeitende eine zusätzliche psychische und potenziell finanzielle Belastung darstellen. Die Langzeitfolgen wären hier kaum abzuschätzen.

Für Nachfragen und Hintergrundinformationen stehen wir Ihnen unter medien@swiss-retail.ch zur Verfügung.