Flugtransporte deklarieren? Nein, die Kosten-Nutzen-Rechnung geht nicht auf!

Die SWISS RETAIL FEDERATION hat im Rahmen der Vernehmlassung zur Parlamentarischen Initiative «Flugtransporte bei Lebensmitteln deklarieren» klar Stellung bezogen. Die geforderte Erweiterung der bundesrätlichen Kompetenz zur Vorschreibung von weiteren Deklarationsangaben wie der Transportart, insbesondere Flugtransporte, lehnt die SWISS RETAIL FEDERATION aufgrund der schlechten Kosten-Nutzen-Rechnung ab.

Die SWISS RETAIL FEDERATION ist sich der Bedeutung der Nachhaltigkeit bewusst und setzt sich innerhalb der Branche seit Jahren für hohe Standards und freiwillige Massnahmen für ein klimabewusstes Handeln ein. So verzichten mehrere Mitglieder der SWISS RETAIL FEDERATION bereits komplett auf Flugtransporte bei frischem Gemüse- und Obst. Nichtsdestotrotz ist eine Deklarationspflicht von Flugtransporten klar abzulehnen. Die geforderte Anpassung des Lebensmittelgesetzes (LMG) würde bei einem kleinen ökologischen Nutzen zu sehr hohen Mehrkosten für den Detailhandel sowie die Kundinnen und Kunden führen.

Zweifelhafter ökologischer Effekt bei einer Verteuerung von 5 bis 20 Rappen pro Produkt

Die Schweiz ist aufgrund ihrer geographischen Lage auf Lebensmittelimporte angewiesen. Der Anteil an frischen Produkten, die per Flugtransport importiert werden, ist gering – nur 2-3% aller Fleischimporte, 4% bei Fisch und weniger als 1% bei Früchten und Gemüse. Da der Transport nicht die einzige Ursache für Umweltschäden ist – zumal die Produktion von Lebensmitteln oft mehr Emissionen verursacht als der Transport – ist der ökologische Effekt minimal, falls eine solche Deklaration für die Kundschaft überhaupt zu einem Nichtkauf führen würde. Zudem gibt es in keinem einzigen Land der Europäischen Union eine verpflichtende Deklaration von Flugimporten. Angesichts des kleinen Marktes in der Schweiz ist es absolut unrealistisch zu erwarten, dass internationale Hersteller spezielle Verpackungen nur für den Schweizer Markt bereitstellen und die Mehrkosten übernehmen. Detailhändler schätzen die Mehrkosten für die Umdeklarierung zwischen 5 und 20 Rappen pro Produkt. Wird auch der Mehraufwand für die Kontrolle aller Frischprodukte berücksichtigt, stehen die Kosten erst recht in keinem Verhältnis zum fragwürdigen ökologischen Nutzen und würden sich auf die Kundenpreise auswirken – ob die Kundinnen und Kunden bereit sind dies zu akzeptieren, ist äusserst zweifelhaft. Eine weitere Zunahme des Einkaufstourismus wäre zu befürchten.

Kein Einfallstor für weitere Transportdeklarationen und keine neuen Handelshemmnisse

Der Vorentwurf ist absichtlich offen formuliert und gibt dem Bundesrat eine weitgehende Regelungskompetenz, der faktisch einem Blankoscheck für sämtliche Transportdeklarationen entspricht. Unter dem Deckmantel der Verringerung der Umweltauswirkungen wird so ein Einfallstor für die Deklaration aller Transportarten in der gesamten Lebensmittelkette geschaffen. Gemäss Bundesgesetz über die technischen Handelshemmnisse ist die Schweiz verpflichtet, technische Vorschriften an diejenigen ihrer wichtigsten Handelspartner anzupassen – im Falle von Lebensmitteln ist dies die EU. Eine unilaterale Einführung einer Flugtransportdeklaration – ein sogenannter «Swiss Finish» – würde de facto zu einem neuen technischen Handelshemmnis führen und die gleichwertige Behandlung von in- und ausländischen Produkten, zu der sich die Schweiz gegenüber der WTO verpflichtet hat, verletzen.

Fragwürdige Position der Bauernlobby

Die Schweizer Kunden haben bereits heute die Möglichkeit, auf schweizerische oder regionale Produkte zurückzugreifen, die entsprechend klar ausgewiesen werden. Die von bäuerlichen Kreisen nun anscheinend unterstützte Forderung nach Transportdeklarationen steht im Widerspruch zu ihren üblichen Forderungen nach Reduktion der Administrations- und Regulierungsdichte, die wir generell stützen. Wir können diese Haltung nur so verstehen, als dass man ausländische Produkte künstlich weiter verteuern und damit den inländischen Lebensmittelmarkt weiter abschotten will. Das geht aber letztlich auf Kosten der preissensitiven Kundschaft. Wir bedauern diese Haltung.

Vernehmlassung betreffend der Deklaration für Flugtransporte

Über SWISS RETAIL FEDERATION
Die SWISS RETAIL FEDERATION vertritt den schweizerischen Detailhandel ohne die Grossverteiler. Sie repräsentiert 1600 Detailhandelsunternehmen mit 6500 Standorten in der Schweiz. Ihre Mitglieder generieren einen Umsatz von 25 Mia. Franken und beschäftigen rund 60’000 Personen.

Für Nachfragen und Hintergrundinformationen stehen wir Ihnen unter medien@swiss-retail.ch  zur Verfügung.