Ideenpapier – stationäre Händler stützen, statt online Händler abstrafen

Einige vom Bund und teilweise von den Kantonen erlassene Massnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus haben zur Folge, dass der Online-Handel stark beschleunigt und somit letztlich staatlich gefördert wurde. Dieser Eingriff in den Markt hat nun nicht umkehrbare Konsequenzen: Einerseits ist der Online-Handel überdurchschnittlich gewachsen, andererseits kämpfen gewisse Innenstädte und andere Zentren, wo der stationäre Handel vornehmlich beheimatet ist, ums Überleben. Im In- und Ausland wird deshalb vermehrt gefordert, Online-Händler, die von den Pandemie-Massnahmen massgeblich profitieren, mit «Paket-Steuern» oder «Mehrwertsteuer-Erhöhungen» etc. abzustrafen. Die Swiss Retail Federation ist der Ansicht, dass dieser «Bestrafungs-Ansatz» nicht zielführend ist, da der Online Handel ein wichtiges Bedürfnis der Kundschaft von heute abdeckt und deshalb unaufhaltsam weiter an Dynamik gewinnen wird. Swiss Retail findet aber, dass der staatliche Eingriff während der Pandemie in den Markt einen gewissen Ausgleich braucht, der über die Pandemie-Zeit hinausgeht, da auch der Effekt der Massnahmen nachhallt und wirkt. Mit unserem Ideen-Papier möchten wir Bund, Kantone und Gemeinden Denkanstösse liefern, an denen sie gemeinsam mit dem Handel arbeiten können, wenn es ihnen – wie immer wieder hervorgehoben wird – wichtig ist, den Handel und die Belebung der Innenstädte zu stützen.

  1. De-Regulierung im stationären Handel
  • Reduktion des Administrationsaufwands der Preisbekanntgabeverordnung und Abschaffung von Vorgaben für Selbstvergleiche
  • Anpassung der Anlieferungszeiten in den Zentren an Unternehmensbedürfnissen
  • Pflicht zur Parkraumbewirtschaftung
  • Flächenbeschränkungen in Mischzonen liberalisieren
  • Liberalere Öffnungszeiten
  • Kantone sollen, die nach ArG möglichen vier bewilligungsfreien Sonntage voll ausschöpfen
  • Liberaleres Standortmarketing (Bewilligung von zusätzlichen Werbeflächen an Standorten, Bewilligung von innovativen LED-Werbeflächen an Schaufenstern)
  • Einfachere Baubewilligungsverfahren
  • Befreiung resp. Ausnahmebewilligungen für Aktivitäten auf eigenem Boden und einfachere Bewilligungsverfahren für Aktivitäten auf Gemeindeboden (kleine Verkaufsstände, etc.).
  • Pickup/Collect-Lösungen mitdenken und ev. an zentralen Orten zur Verfügung stellen i.S. von kleinen Abhol-Hubs.
  1. Incentivierungen zur Innenstadt-Belebung
  • Infrastruktur und Parkmöglichkeiten für neue Verkehrsmittel bereitstellen (Velos, E-Scooter, etc.)
  • Nutzungs- und Eventkonzepte erstellen
  • City-Manager soll verschiedene Stakeholder zusammenbringen, um Konzepte zur Standortbelebung zu erarbeiten
  • Bewerbung der Innenstadt
  • Attraktive Fussgängerzonen schaffen
  • Gutscheine/Rabatte von Händlern, die in verschiedenen Geschäften und Betrieben einlösbar sind, über die sowieso anfallenden Behördenschreiben (z.B. Steuern, Rechnung betr. Elektrizität) an alle Haushalte verteilen (Koordination über City-Manager oder lokale Gewerbeverbände)
  • TikTok-Corner in Geschäften als «Kundenattraktion»
  • Thementouren (anlassbezogene Konsumszenarien)
  • Versuchslabor mit Kundenfeedback
  • Digitale Schatzsuche für ausgewählte Geschäfte
  • Digitales Wegleitsystem: QR-Codes oder Signages in der Stadt zu lokalen Shops, bzw. wo diese zu finden sind
  • Micro-Hubs für lokale Händler (Click & Collect Hub)
  • Bereitstellung von «plug & play» Infrastruktur für Pop-Up Shops
  1. Digitaler Support
  • UX-Check mit Spezialisten anbieten und mitfinanzieren
  • Touch Points Consulting
  • Mitfinanzierung Workshops zur Erhöhung der Conversion Rate off- und online
  • Digital Enabler ausbilden
  • Community-Plattform auf welcher lokale Händler ihre Produkte anbieten können.
    • Höhere Reichweite als mit eigenem Onlineshop
    • Gemeinden / Kantone könnten Basis finanzieren
    • Grosse Händler könnten ihre Plattform zur Verfügung stellen
  1. Finanziell / steuerlich
  • Verlustvorträge neu auf 10 Jahre erweitern
  • Verlustnachträge erlauben
  • Digitale Innovation incentivieren
  • Tiefe Versandkosten aus China abschaffen (Gleichschaltung Tarife)
  • Fehlende Verrechnung der MWST bei Kleinsendungen aufheben
  • Keine doppelte MWST-Incentivierung für Einkaufstouristen
  • Wertfreigrenze
  • Besteuerung von internationalen Digital-Konzernen

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